In der Hotellobby auf Kreta, weiße Sessel, Meerblick, herrscht Müßiggang. Die Feriensaison ist vorüber, kein Urlauber weit und breit, gelangweilte Rezeptionisten. Plötzlich kommt Yanis Varoufakis aus einem Zimmer geschossen. »Let’s do the business!« Eben hat er noch einen Zeitungskommentar geschrieben, gleich muss er die Pressekonferenz für sein italienisches Wahlbündnis vorbereiten, dazwischen schnell das Interview. Dieser Mann hat keine Zeit zu verlieren.
Denn der ehemalige griechische Finanzminister, der sich im Jahr 2015 mit seinem Widerstand gegen die europäische Sparpolitik erfolglos an der
abarbeitete, startet nun einen zweiten Versuch, die EU vom Kopf auf die Füße zu stellen. Mit seiner europaweiten Bewegung DiEM25 will er im Jahr 2019 ins EU-Parlament einziehen.
Aus 20 vereinbarten Minuten werden 40. Aus einem Wirtschaftsprofessor wird ein Politiker, der es jetzt richtig wissen will und sich dafür
Sie planen ein politisches Comeback. Was ist Ihr Fokus, Griechenland oder Europa?
Yanis Varoufakis:
Falsche Frage. Wie ist es bei Ihnen: Sind Sie mehr Deutscher oder Europäer? Ich glaube nicht, dass es in Europa einen Konflikt zwischen Norden und Süden, zwischen Deutschland und Griechenland gibt.
Unsere Bewegung heißt
und bildet Wahlflügel in ganz Europa. Die griechische Partei
ist Teil von DiEM25. Wir sind eine Kraft des Fortschritts.
DiEM25 soll eine gesamteuropäische Bewegung sein. Bis jetzt ist sie noch weitgehend unbekannt – wie wollen Sie das ändern?
Yanis Varoufakis:
Wir fangen bei null an. Während wir hier miteinander sprechen, gibt es andere griechische Mitglieder der Bewegung, die 4 Monate lang mit dem Auto von einem Ort zum anderen fahren, damit sich herumspricht, dass es uns gibt. Politik ist ein schmutziger Job. Jemand muss es tun. Und wir machen es.
Zukunftsorientiert, verständlich, werbefrei. Dafür stehen wir. Mit Wohlfühl-Nachrichten hat das nichts zu tun. Wir sind davon überzeugt, dass Journalismus etwas bewegen kann, wenn er sowohl Probleme erklärt als auch positive Entwicklungen und Möglichkeiten vorstellt. Wir lösen Probleme besser, wenn wir umfassend informiert und positiv gestimmt sind – und das funktioniert auch in den Medien. Studien haben gezeigt, dass Texte, die verschiedene Lösungen diskutieren, zu mehr Interesse führen, positive Emotionen erzeugen und eine erhöhte Handlungsbereitschaft generieren können. Das ist die Idee unseres Konstruktiven Journalismus.