Wer krank oder verletzt ist, geht mit dem Ziel ins Krankenhaus, möglichst schnell wieder gesund und genesen herauszukommen. Und wem nicht mehr geholfen werden kann, weil er unheilbaren Krebs oder eine andere lebensbedrohliche Krankheit hat? Der kommt auf die Palliativstation, um dort für den Rest seines noch verbleibenden Lebens betreut zu werden. Gesund oder krank, heilbar oder todgeweiht, und nichts dazwischen – so lautet die klassische Aufteilung in der Medizin, der Gesundheitsversorgung – und auch in unseren Köpfen.
Wie würde die Versorgung von todkranken Menschen aussehen, wenn wir dieses Denken über Bord werfen und stattdessen den Patienten in den Mittelpunkt stellen und immer zuerst fragen: »Was hilft diesem Menschen jetzt am besten?«
Michael Frosch Er hält diese klare Aufteilung zwischen heilbar und todgeweiht für völlig überholt. Im Interview erklärt er, welche 3 Schritte für diesen Perspektivenwechsel nötig sind. Und lädt jeden ein, ihn an seinem Arbeitsplatz zu besuchen!
Schritt 1: »Kurativ und palliativ sind keine Gegensätze!«
Sie arbeiten mit Kindern und Jugendlichen, denen eine begrenzte Lebenszeit diagnostiziert wurde: Wie wird entschieden, ob ein Kind bei Ihnen landet?
Michael Frosch:
Da muss ich direkt etwas vorwegschicken: Sowohl in der Bevölkerung als auch bei vielen Medizinern gibt es die Unterscheidung zwischen und .
Die ist nicht falsch, aber auch nicht wirklich richtig. Denn wenn ich eine lebenslimitierende Erkrankung habe, kann es sein, dass ich auch mit dieser Krankheit noch eine lange Zeit lebe. Weil ich eine Behandlung erhalte, die mich zwar nicht heilt, mir aber sehr gut hilft. Kurativ und palliativ sind also keine Gegensätze, sondern können sich sinnvoll ergänzen.
Zukunftsorientiert, verständlich, werbefrei. Dafür stehen wir. Mit Wohlfühl-Nachrichten hat das nichts zu tun. Wir sind davon überzeugt, dass Journalismus etwas bewegen kann, wenn er sowohl Probleme erklärt als auch positive Entwicklungen und Möglichkeiten vorstellt. Wir lösen Probleme besser, wenn wir umfassend informiert und positiv gestimmt sind – und das funktioniert auch in den Medien. Studien haben gezeigt, dass Texte, die verschiedene Lösungen diskutieren, zu mehr Interesse führen, positive Emotionen erzeugen und eine erhöhte Handlungsbereitschaft generieren können. Das ist die Idee unseres Konstruktiven Journalismus.
Maren hat in Neurowissenschaften promoviert, weil sie unser Denkapparat so fasziniert. Die schlechte Nachricht: Wir sind weit davon entfernt, unser Gehirn zu verstehen. Die gute Nachricht: Unser Gehirn ist veränderbar, und zwar ein Leben lang. Wahrnehmungen, Gewohnheiten und Entscheidungen sind also offen für unsere (Lern-)Erfahrungen. Und damit auch für die Erkenntnis: Ich habe mich getäuscht!